5. Literaturtage
Nordschwarzwald

in Baiersbronn und Freudenstadt

4. – 13.9.2015

 

Ein Mekka für Kulturbeflissene

Die Literaturtage Nordschwarzwald sind in der Region eine feste Größe

Von Gerhard Keck (geschrieben 2013, überarbeitet von Walle Sayer)

2013 2011

Die "Literaturtage Nordschwarzwald Baiersbronn-Freudenstadt", die 2007 zum ersten Mal stattfanden, haben sich in der Folgezeit zu einer festen kulturellen Größe in der Region entwickelt. Jeweils rund 1000 Besucher zählten die Veranstalter. Sie sind zuversichtlich, dass diese Zahl noch nicht das Ende der Fahnenstange markiert. Viele Literaten und Interpreten aus dem Inland und dem benachbarten Ausland haben an ausgewählten Örtlichkeiten ihre Visitenkarte abgegeben. Die Literaturtage Nordschwarzwald bieten etablierten Akrobaten des gedruckten Wortes und solchen, die den Olymp der Poesie noch ersteigen wollen, ein großteils viel beachtetes Forum. Der Löwenanteil stammt aus Baden-Württemberg, und das ist so gewollt.

2013

Die Federführung liegt in den Händen von Dr. Sascha Falk, Direktor der Kreisvolkshochschule Freudenstadt, und den beiden Autoren Walle Sayer und Matthias Kehle Im zweijährlichen Rhythmus, jeweils knapp eineinhalb Wochen lang im Spätsommer, lädt das Trio ausgesuchte Autoren zur Präsentation insbesondere ihrer aktuellen Werke. Ferner gibt es szenische Lesungen mit Vertretern regionaler Bühnen, die einen mehr oder weniger respektvollen Umgang mit Klassikern pflegen.
Für der Freudenstädter Landrat Dr. Klaus Michael Rückert bieten die Literaturtage Nordschwarzwald einen echten Kunstgenuss. Sie setzten neben dem Schwarzwald-Musikfestival eine "besondere Duftmarke" in der Region, so seine Überzeugung. Walle Sayer erkennt in diesem Zusammenhang eine allgemeine Aufgabe der Literatur: Sie habe "einen anderen Zeitbegriff, sie kann gegen das Vergehen, Verschwinden mit jedem Augenblick etwas vergegenwärtigen".

Die Literaturtage Nordschwarzwald gingen aus der Arbeitsgruppe "Kultur und regionale Identität" hervor, die der ehemalige Leiter der Kreisvolkshochschule Freudenstadt, Wolfgang Jokerst, leitete. Im Rahmen der EU-Initiative "LEADER+" wurde vor Ort das Literaturfestival entwickelt. Dabei handelt es sich um ein europäisches Förderprogramm zur Entwicklung des ländlichen Raums. LEADER leistete auch die erste Finanzierung der Literaturtage. Wolfgang Jokerst stellte dem damaligen Landrat Peter Dombrowsky das Konzept vor. Auch Walle Sayer, der viele Kontakte zu Kollegen pflegt, zählt zu den Geburtshelfern des Autorentreffs. Dombrowsky signalisierte "grünes Licht" dafür und gab Anstöße für die Gewinnung weiterer Geldgeber. Förderer in den letzten Jahren waren und sind Landkreis und Stadt Freudenstadt, die Gemeinde Baiersbronn und die Kreissparkasse Freudenstadt. Ihren unterstützenden Obulus entrichten darüber hinaus die Robert-Bosch-Stiftung, die Pro-Helvetia, der Boedecker-Kreis und der Förderkreis deutscher Schriftsteller. Diese Unterstützung ermöglicht freien Eintritt zu fast allen Veranstaltungen der Literaturtage.

2011

Sie starteten 2007 mit dem badischen Mundartdichter Harald Hurst und dem schwäbischen Urgestein Helmut Pfisterer unter dem Motto "Baden trifft Württemberg". 2009 wurde das mehrtägige Festival mit Peter Härtling eröffnet, 2011 besaß Büchner-Preisträger Arnold Stadler das Privileg des ersten Auftritts, 2013 Reiner Kunze. Es ist Programm, dass möglichst viele Veranstaltungsorte repräsentativ sein sollen. Dazu zählt beispielsweise das Baiersbronner Hauff-Museum, wo unter anderem Barbara Honigmann, Zsuzsanna Gahse und Stefan Monhardt lasen. Im Dorfmuseum des Freudenstädter Stadtteils Dietersweiler gestalteten Gina Maas und Dietlinde Ellsässer einen humorvollen Freiluft-Abend zum Werk der Bestseller-Autorin Maria Beig. Im historischen, anheimelnden Morlokhof in Mitteltal stellte Alissa Walser ihren neuen Erzählband vor. Auch Tina Stroheker und Simone Hirth sowie Matthias Kehle und Walle Sayer gaben sich dort ein Stelldichein. Passend zu seinem Roman "Der Ministerpräsident" hatte Joachim Zelter eine Lesung im Freudenstädter Rathaus. Hinaus ins Freie mit literarischen Wanderungen lockten Walter Trefz, Mario Ludwig und Matthias Kehle sowie John von Düffel ihr Publikum. In der Glashütte Buhlbach gewann Autor Klaus Merz das Publikum für sich.
Aber nicht nur kulturelle, sondern auch leibliche Genüsse sind auf den Literaturtagen angesagt. "Literatur-Menüs", die allerdings kostenpflichtig sind, verbanden anregende Unterhaltung, zuletzt beispielsweise durch Uwe Zellmer und Bernhard Hurm vom Melchinger Theater Lindenhof, mit feinen Speisen und Getränken in ausgesuchten Lokalitäten.

2007 organisierte die Stadtbücherei Freudenstadt eine Mini-Buchmesse des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels mit etwa 800 Bänden von Autoren aus Baden-Württemberg. Vielfalt in Themen und literarischen Gattungen und Formen zeichnen die Literaturtage aus. Viele ihrer Vertreter lassen Kenner mit der Zunge schnalzen, und die Auflistung von Repräsentanten neben den bereits genannten ist lediglich beispielhaft: Jürgen Lodemann, Martin Walser, Karl-Heinz Ott, Theresia Walser, Beat Brechbühl, José F. A. Oliver, Catalin Dorian Florescu, Hermann Bausinger, Hermann Kinder…

 

Plakate der
Literaturtage Nordschwarzwald
2007 bis 2013

Plakat Literaturtage Nordschwarzwald 2007 Plakat Literaturtage Nordschwarzwald 2009 Plakat Literaturtage Nordschwarzwald 2011 Plakat Literaturtage Nordschwarzwald 2013

Gestaltung: Kirsten Bohlig, kiraura.de